Was genau sich die Evolution bei der Entwicklung von Schnecken dachte, weiß ich nicht. Der kulinarisch-versierte Franzose hätte vielleicht eine Knoblauch-Petersilien getränkte Antwort in petto, aber ich rede hier in erster Linie von Nacktschnecken (Hugh Fearnley Whittingstall aus dem River Cottage hat mit wirklich viel Kreativität und Ausdauer versucht, sie schmackhaft zu machen. Es ist ihm nicht gelungen.).

Die (geschützte!) Weinbergschnecke.
Auch, dass Igel und Laufente Gefallen an ihnen finden, hilft mir nur kurzfristig über die Tatsache hinweg, dass sie sich unglaublich gerne durch meine Beete fräsen und herbe Verluste unter meinen Pflanzen verursachen. Und bestimmt gibt es auch eine Gattung Mensch (Gastropodist?), die sich auf diesem Gebiet als Sammler, Liebhaber und Bewunderer betätigt. #ichnicht
Der Hauptübeltäter ist tatsächlich die Nacktschnecke. Diese possierlichen Tierchen machen sich nämlich mit Vorliebe über junge Triebe her, während ihre Kolleginnen mit Wohnwagen eher welken Abfall und sogar die Eier ihrer gebäudelosen Mitschleimer bevorzugen. Man kann letzteren also eine gewisse Nützlichkeit unterstellen, außerdem haben sie durchaus auch einen ästhetischen Reiz, was sich von der gemeinen Spanischen Wegschnecke nicht unbedingt behaupten lässt.

Gut getarnt ist halb gewonnen.
Aus ethischen, ästhetischen und moralischen Gründen sollte man das Gemetzel an den Pflanzen nicht mit einem Gegengemetzel an Schnecken rächen, da sie erstens Lebewesen sind und zweitens auch eine nützliche Rolle im Ökosystem spielen – denn wenn der Salat dann mal verputzt ist, fressen sie nämlich auch totes Kleinstgetier.
Momentan sieht meine morgendliche Routine so aus, dass ich barfuß (früh! sehr früh!) durch den taunassen Garten laufe und mit höchster Konzentration, sofern das schlaftrunken überhaupt möglich ist, tunlichst vermeide, auf eine Schnecke zu treten. Stattdessen setze ich sie in einen schwarzen, großen Plastikeimer mit Deckel, meist mitsamt Fetzen von angefressener Dahlie oder Rittersporn, natürlich damit es ihnen auf der Reise auch gut geht.
Dieser Eimer wird dann brav täglich in den Wald getragen (wenn ich den Jüngsten im Kindergarten abgesetzt habe - vorausgesetzt er lässt sich von meinen eingeschleimten Fingern lösen - ich überlasse jetzt Deiner Fantasie, ob mit "er" der Jüngste oder der Eimer gemeint ist).
Und danach die Schnecken ausgesetzt.
Es geht aber auch anders.
Der einfachste Weg, Schnecken mit so wenig Aufwand wie möglich aus dem Garten fernzuhalten, ist Pflanzen zu wählen, die von Schnecken schlicht ignoriert werden (hätte ich das damals beim Anlegen meines Gartens mal gewusst...).
Obwohl es einige hartnäckige Mollusken nicht glauben wollen und vielleicht an den Pflanzen schnuppern oder mal ein Lochmuster ins junge Grün fressen, lässt es sich mit dieser Strategie ziemlich erfolgreich fahren.
Am besten ist es, Dir sorgenfreie Abschnitte im Garten zu schaffen, also einzelne Beete komplett mit schneckenresistenten Blumen zu bepflanzen. So hast Du besser im Blick, um welche Pflanzen Du Dich kümmern musst (Dahlie! Kornblume! Rittersporn!) und wirst nicht plötzlich von Kahlfraß überrascht.
Eine andere Möglichkeit wäre es, mit diesen Pflanzen Schneckenbarrieren zu errichten, in der Hoffnung, sie mögen Zinnie!, Petunie! und Lupine! hinter den Wachpflanzen nicht erschnüffeln.
Hier (m)eine Auswahl an (Cottage Garten-)Pflanzen, die in der Regel von Schnecken verschmäht werden (alle Angaben ohne Gewähr*). Betrachte diese Liste als ein "Open-Source"-Dokument (in der Software-Sprache bedeutet Open Source, dass der Quelltext öffentlich ist und geändert werden kann) und schreibe mir doch bitte Deine schneckensicheren Pflanzen, ich ergänze sehr gerne.
*Auch dazu noch ein Satz: Es herrscht eine lebendige, fast schon hitzige Diskussion zwischen meiner Nachbarin (drei Häuser weiter!) und mir, was Phlox, Herbstastern und Hortensien angeht. Was sich bei ihr als absolut schneckenresistent erwiesen hat, sind bei mir Star-Pflanzen auf dem Schnecken-Buffet.
1. ROSEN
Schnecken sind nicht lebensmüde, die Dornen halten sie von pieksenden Experimenten ab. Allerdings werden auch stachellose Rosen komplett gemieden. Also absolut sicher!

2. PFINGSTROSEN
Ab und zu kann man eine Weinbergschnecke dabei beobachten, wie sie die abgefallenen, welken Blütenblätter am Wegrand verzehrt. Am liebsten würde ich ihr aus Dankbarkeit noch Salz und Pfeffer dazustellen.
Die "Frischpflanze" - absolut schneckenresistent.

3. FRÜHLINGSBLÜHER
Schneeglöckchen, Buschwindröschen, Traubenhyazinthen und Vergissmeinnicht werden nicht verspeist, was auch daran liegen mag, dass Schnecken zu dieser Jahreszeit noch nicht aktiv sind. Ab und zu habe ich schon eine von einem Tulpenblatt gefischt.

4. AKELEI

5. GIFTIGE GEWÄCHSE wie Fingerhut, Maiglöckchen und Eisenhut

6. GERANIEN (also PELARGONIEN)
Taugen leider auch sonst nicht besonders viel als Nahrungsangebot.

7. NELKE

8. STORCHENSCHNABEL
Von der Schnecke gemieden, von der Biene geliebt.

9. FRAUENMANTEL

10. LAVENDEL

11. HORTENSIE

12. FETTHENNE
und andere Pflanzen mit dicken Blättern wie der Hauswurz und Wolfsmilch.

13. SPORNBLUME

14. BARTBLUME

15. WOLLZIEST

16. BERGENIE

17. EHRENPREIS

18. CHRIST- UND LENZROSEN

19. SONNENBRAUT

Foto: Pixabay
20. SCHAFGARBE

22. HERBSTANEMONEN
Da hätten wir sie mal wieder, meine heißgeliebte Herbstanemone. Wer mehr über sie lesen will, findet HIER meine "Ode an die Herbstanemone".

23. STERNDOLDEN

24. ASTILBE

25. ELFENBLUME

26. PURPURDOST

27. BLAUE IRIS

28. BLUTWEIDERICH

29. INDIANERNESSEL

30. KATZENMINZE

31. POLSTERPHLOX

32. WIESENKNOPF

33. VERBENA BONARIENSIS

34. BALLONBLUME

35. SCHLEIFENBLUME

36. GIERSCH
Kleiner Gärtnerscherz am Rande. Aber den lassen sie natürlich in Ruhe.

37. NACHTVIOLE

38. STRANDFLIEDER

39. GRÄSER
Auch wenn Gräser meiner Meinung nach im Cottage Garten oder Bauerngarten nichts verloren haben (sie nehmen einfach zu viel Platz für blühende Blümchen weg), habe ich immer wieder lustige Diskussionen darüber mit Alex Lehne (ZDF Gartenduell und Gartendesignerin), von der übrigens dieses Foto stammt. Herzlichen Dank dafür. Und für die amüsanten Diskussionen.

40. FARNE
Auch auf den ersten Blick keine wirkliche Cottage-Garten-Pflanze. Aber ich habe und liebe ihn, kombiniert mit Sterndolden, Storchenschnabel und Akeleien in schattigen Gartenbereichen. Ach ja, und natürlich auch ein paar Elfen und Feen dazu.

Und noch ein paar abschließende Sätze.
Gemüse und Schnecken sind ein Thema für sich.
Der Anbau in Hochbeeten ist eine erste Schutzmaßnahme, leider keine Garantie. Blattsalat gehört zu den Lieblingsspeisen von Nacktschnecken, weshalb ganz hartgesottene Gärtner extra Salat anpflanzen, um die Vielfraße von anderen Pflanzen fernzuhalten.
Es gibt aber auch Salatsorten und Gemüsearten, die eine reelle Überlebenschance haben: Feldsalat, Endivie und rote Salate (hat das mal jemand getestet? Bitte um Erfahrungsberichte!) sowie Pflanzen mit starkem Geruch wie Zwiebeln und Knoblauch. Auch Rettich, Radieschen, Sellerie, Rote Bete, Schnittlauch und Tomaten stehen nicht auf dem Speiseplan.
Intensiv duftende Kräuter voller ätherischer Öle wie Rosmarin und Thymian kommen bei Schnecken auch nicht gut an. Achtung beim Basilikum, der scheint recht beliebt zu sein.
Außerdem habe ich beobachtet, dass Schnecken anscheinend erst an "angeschlagene" Pflanzen gehen. Eine einmal angefressene Dahlie wird munter weiterverputzt, während die Nachbarpflanze, heil und ganz, erstmal nicht angerührt wird. Kannst Du das bestätigen?
Fotos: Janina Laszlo, Alexandra Lehne (Soulgarden), Antonia Mergen, My Cottage Garden, Pexels, Pixabay